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Ob E-Zigaretten schädlich sind oder nicht, wird sich immer über die im Liquid enthaltenen Inhaltsstoffe definieren. Natürlich steht Nikotin hier an erster Stelle der kritisch beäugten Ingredienzien. Wie aber verhält es sich mit den anderen Trägerstoffen? Zu veränderlichen Anteilen können dies 1,2-Propylenglycol, Glycerin, Ethanol und Aromastoffe sein. Vor allem das Propylenglykol steht dabei in der Kritik – alle anderen gelisteten Stoffe sind, solange nicht kontaminiert, nach gegenwärtigem Wissensstand ungefährlich. Propylenglykol ist ein farb- und nahezu geruchloses, klares Erdölderivat mit antimikrobiellen und stark hygroskopischen Eigenschaften. Das bedeutet, dass es in der Lage ist, Wasserdampf aus der Umgebungsluft anzuziehen und zu binden. Von der EU ist Propylenglykol unter der Bezeichnung E 1520 als Lebensmittelzusatzstoff zugelassen. Es findet allerdings auch Verwendung in Kosmetikartikeln wie Hautcremes, Deos und Zahnpasta, als Inhaltsstoff von Nebelfluids für Nebelmaschinen, sowie in vielen Tabakprodukten wie etwa Zigaretten oder dem skandinavischen Lutschtabak Snus. E-Zigaretten-Liquids enthalten je nach Hersteller zwischen 55% und 90% des Stoffes. Er fungiert nicht nur als Ersatz weiterer Konservierungsmittel, sondern auch zur Bindung der Aromastoffe.
Hinzu kommt die Geschmackskomponente:
Je höher der PG Anteil, desto süßer das Liquid. Verdampft der Stoff, setzt er ein Aerosol aus Nanotröpfchen frei, welche sich nach und nach in der Umgebungsluft auflösen, also flüchtig sind.
Noch ist nicht schlüssig bewiesen, welche Gesundheitswirkungen Propylenglykol beim Inhalieren hat. Der Trost war jedoch zumindest, dass die elektrische Zigarette als Ganzes keine Passivraucher erzeugte und Menschen in der unmittelbaren Umgebung nicht zu beeinträchtigen scheint. Diese Annahme kann allerdings auch in Frage gestellt werden. Denn ab einer gewissen Konzentration kann Propylenglykol die Atemwege reizen. Einige Lungenärzte und Gesundheitsinstitutionen wie die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie nehmen an, dass auch bei der von E-Zigaretten abgegebenen, geringen Menge Menschen in der unmittelbaren Nähe des Dampfers geschädigt werden könnten.
Am Fraunhofer-Institut für Holzforschung WKI in Braunschweig haben Wissenschaftler allerdings mit Hilfe sogenannter Emissionsprüfkammermessungen versucht, das Ausmaß einer potenziellen Schädigung zu untersuchen und zu beziffern. Dabei wurden in der Umgebungsluft von Tabakzigarettenkonsumenten und Dampfern nach organischen Verbindungen, ultra-feinen Partikeln und Formaldehyd gefahndet. Ganz klar war, dass die elektronischen Zigaretten insgesamt unverhältnismäßig besser abschnitten, aber dennoch messbar Propylenglykol absetzten. Ob dieses zu tatsächlichen Schäden führen könnte, hängt allerdings von vielen zusätzlichen Faktoren ab – nicht zuletzt von der inhalierten Menge und einer Neigung zur Atemwegserkrankungen.
Allerdings gibt es international auch gegenläufige Untersuchungen, allen voran eine Studie, die im Wissenschaftsjournal ‚Toxicology‘ veröffentlicht wurde. Sie beschäftigt sich mit dem toxikologischen Profil inhalierter PG Aerosole und wurde in Tierversuchen an Ratten und Hunden durchgeführt (warum sich hierfür keine überzeugten Dampfer hinzuziehen lassen, ist mir allerdings ein immer währendes Rätsel). Die Studie ist in einer Kollaboration von Michael Werley (Altria), Kollegen der Charles River Laboratorien (Schottland), den WIL Forschungslaboratorien, dem Battelle Memorial Institut und der Virginia Commenwealth Universität entstanden.
Die Forscher setzten Hunde 28 Tage lang kontinuierlich hohen Konzentrationen von PG (Propandiol) Aerosolen auf diversen Verabreichungswegen aus und untersuchten anschließend die Auswirkungen auf das Atemsystem der Tiere. Die Hunde wiesen keine histopathologischen Befunde an Lunge, Luftröhre oder Kehlkopf auf. Daraus schlossen die Forscher, dass dem PG Aerosol wenn überhaupt, dann nur ein sehr niedriges toxisches Potenzial zuzuschreiben sei. Die einzige nennenswerte Veränderung war eine Abnahme von roten Blutkörperchen, die aber zu unbedeutend war, um Auswirkungen auf die Gesundheit zu zeigen. Bei den Ratten zeigten sich vergleichbare Werte. Die Wissenschaftler zogen dann die Parallele zum Menschen und schlossen daraus, dass die menschlichen Atemwege den Kontakt mit PG Aerosol schadlos überstehen können. Eine Langzeitstudie kann man diese Untersuchung allerdings nicht nennen. Was das Propylenglykol über Jahre mit dem menschlichen Körper macht, ist schlicht noch nicht erforschbar.
Die Chancen scheinen aber gut zu stehen, dass die Kritik am Propylenglykol dem Siegeszug der E-Zigaretten nicht im Weg stehen wird.
Quelle: Liquid News das Gesundheitsmittel Magazin